Thomas Heyl | Bilder

Pressetexte

Heyls Lehre von der Form der Leere

Der gebürtige Coburger hat in München an der Akademie studiert. Thomas Heyl war 2004 erster Kunstpreisträger der Stadt Starnberg. …

Die wichtigste Botschaft des spirituellen Kerns des Buddhismus lautet: Zur Leere finden, die Nichtigkeit der Materie erkennen. Gedanken hierzu möchten sich einstellen angesichts der Arbeiten von Thomas Heyl, zum Teil großformatige Mischtechniken auf Papier im Schwarzweiß-Kontrast, mit Schwarz als Dominante mit subtiler Kolorierung als zweitem Pol oder in gebrochenen, naturnahen Farben, die an dunkel-magische Abend- oder Waldstimmungen denken lassen.

Was zählt, ist jedoch bei diesem Maler, der stark von der Grafik her kommt, nicht die Farbe. Was zählt ist ein sehr ernstes, von Heyl ernst genommenes Spiel mit Form, Hinterfragen der Komponenten der Form. Ist dies geschehen, beginnt der lange und mühsame Weg in Richtung auf die Erfahrung der Leere. Heyl setzt da seine eigenen Wegmarken.

In den großformatigen Arbeiten gibt er der Oberfläche die Form einer bewegten Figur aus kleinen Quadraten, die sich einer Landschaft gleich wölbt, eine Art aufberstendes Ei bildet, oder sich zu einer Röhre zusammenfinden mag. Keine der Formen hält, was sie verspricht. immer hat die Auflösung bereits begonnen, hat die Dynamik der Räumlichkeit eine andere, ins Geistige gehende Dimension erreicht. Zum Vorschein kommt eine nur noch mühsam in Schach gehaltene Bündelung aus organisch oder vegetabil wirkenden Lineaturen. Zum Vorschein kommt aber vor allem ein tiefer Grund, von dem offen bleibt und bleiben muss, ob er nicht vielleicht doch bodenlos, vielleicht leer ist. Die Arbeiten in Schwarzweiß tragen die gleiche Spannung der Suche nach dem Durchbrechen der materiellen Oberfläche und der Frage nach dem Dahinter ebenfalls in sich. Die Formen sind minimalistisch, östlichen Pinselbewegungen verwandt. Es geht um Abwandlungen und Konstruktionen aus Gerader und Kreis, auch um ablaufende Tropfenspuren. Das Tor zur Leere hat Heyl mir der Schere geschaffen. Hinter der vorgespannten pergaminartig durchsichtigen Oberfläche liegt weißer Bildgrund. Jeder Betrachter mag selbst entdecken, was dort für ihn zu finden ist.
Ingrid Zimmermann, Süddeutsche Zeitung

Tagebuchblätter und andere Geheimnisse

Arbeiten auf Papier: Das Haus der Modernen Kunst in Staufen-Grunern stellt Thomas Heyl vor

Auch einige Blätter aus der Bewerbungsmappe sind ausgestellt. Das Haus der Modernen Kunst in Staufen-Grunern zeigt Papierarbeiten von Thomas Heyl, der die Nachfolge von Eberhard Brügel als Professor für Kunst und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg antrat. Die Ausstellung ist eine Art künstlerische Visitenkarte, die Heyl in der Region seines neuen Arbeitsplatzes abgibt — nach einer Ausstellungsbeteiligung in Freiburg jedenfalls die erste Einzelschau. Vor seiner aktuellen Tätigkeit unterrichtete der gebürtige Coburger, Jahrgang 1960, Kommunikationsdesign an der Deutschen Meisterschule für Mode in München, wo er auch weiterhin mit Frau und Kindern lebt.

Gut 40 teils großformatige Mischtechniken auf Papier und Transparentpapier sowie Scherenschnitte kleineren Formats belegen drei Räume der Galerie. Einen Überblick über die Arbeit der letzten Zeit gibt die Schau. Den Betrachter möchte Heyl, wie er im Gespräch formuliert, zu einem »Dialog« einladen: in dem er ihm ein »Farb- und Formenangebot« macht, in dem wohl Gegenständliches aufscheint, aber nicht benennbar gemacht wird. Heyl will keine bestimmte Perspektive auf das Werk vorgeben, hofft und vertraut vielmehr auf den mündigen Rezipienten, der die je eigenen Assoziationen nicht zugunsten vermeintlicher Objektivität unterdrückt.

In der Tat eröffnen die Arbeiten, indem sie sich weit von Realweltlichem entfernen, für den Betrachter ein weites Feld des Denkbaren und Möglichen. »Genrebild« evoziert, ohne es auf Eindeutigkeit anzulegen, Vegetatives. Dagegen lassen »Einakter« und das benachbarte »Rückkehr« ebenso unverbindlich an einen Stuhl denken. Die »Einfache Erklärung« , eine Arbeit in Graphit, erweist sich in Wahrheit als enigmatische Botschaft.

Sind die bisher erwähnten Arbeiten Blätter mittleren Formats, so bildet den Auftakt eine Serie großformatiger, wandfüllender Hochformate. Dieses »Reisetagebuch« zeigt Konglomerate aus halbtransparenten Röhren, die hier die vegetative Anmutung eines Gewirrs von Pflanzenstängeln haben, dort in ihrer rechtwinkligen Verknüpfung an Röhrensysteme zu unbekanntem Gebrauch erinnern. Die schemenhafte Natur der Röhren lässt gleichzeitig an Röntgenaufnahmen denken. Die Papierschnittarbeiten geben flächig angelegten schwarzen Formgebilden durch die ausgeschnittenen Stellen eine plastische Note.
Hans-Dieter Fronz, Badische Zeitung

Und eine einsame Spitze

… Spannender erscheint der Ansatz von Thomas Heyl, greifen seine Scherenschnitte aus Transparentpapier doch unmittelbar in den Raum, genauer: Sie suggerieren Plastizität. Die Unterscheidung von Schatten und schwarzer Acrylzeichnung fällt einigermaßen schwer, außerdem gerät der weiße Hintergrund der Negativformen (ähnlich wie bei Morandi) selbst zur Figur. An Schwarz-Weiß-Fotografien von Rohren fühlt man sich erinnert. Bei aller Einfachheit von Form und Material zeigt der neue Kunstprofessor an der PH Freiburg doch erhebliche Raffinesse.
Stefan Tolksdorf, Badische Zeitung

Von der Magie der ausgeschnittenen Form

… Es geht um geradlinige Schnitte in Papier, einen machtvollen Schwarz-Weiß-Kontrast und um das Spiel von Licht und Schatten. Was in der Kunst von Thomas Heyl auf den ersten Blick wie formales Experimentieren aussieht führt – lässt man sic erst auf die Werke ein – sehr rasch zu einer transzendenten Ebene. Das Immaterielle und zwar die Illusion, ist bei Heyl Kompositionselement, und das macht das Besondere seiner Arbeit aus.
Sara Meissner, Süddeutsche Zeitung

Leise in die Tiefe – und in Untiefen

… Durch die scharfkantig gezeichneten weißen Leerstellen in den dunklen, oft organisch oder vegetabil anmutenden Lineaturen entsteht scheinbare Dreidimensionalität. … Es entspinnt sich ein Wechselspiel zwischen Vordergründigem und Dahinterliegendem, Fiktion und Realität. Die Bilder fangen den Betrachter leise ein, auf den zweiten oder dritten Blick, wenn sie ihn mit gemalten und tatsächlichen Schatten, Tiefen und Untiefen, scheinbar Konkretem und doch Abstrakten verwirren.
Katja Sebald, Weilheimer Tagblatt